Jahreshauptversammlung

Jahreshauptversammlung

WIEPENKATHEN. Auf ein einsatz- und aktionsreiches Jahr blickte Ortsbrandmeister Jörg Bastian am Freitagabend bei der Jahreshauptversammlung der Freiwilligen Feuerwehr Wiepenkathen zurück. 2018 feierten die Brandschützer das 90. Bestehen der Organisation, nahmen ein neues Tanklöschfahrzeug in Betrieb und gründeten eine Kinderfeuerwehr.
Die 84 Aktiven – fünf mehr als noch 2017 – absolvierten im vergangenen Jahr 148 Einsätze. Obwohl die Region von schweren Stürmen verschont blieb, sind das nur 19 Einsätze weniger als im Rekordjahr 2017. Zwei Drittel der Alarme gab es tagsüber. Fünf Großfeuer mussten gelöscht werden: Anfang des Jahres stand ein Wohnhaus an der Bundesstraße 73 in Haddorf in Flammen, im Frühjahr brannte eine Kolonne bei Dow in Bützflethersand, im Sommer gingen ein Wohnhaus in Düdenbüttel und das Außenlager des Recyclingzentrums in Stade-Süd in Flammen auf. Im Herbst folgte das Feuer in einem Wohn- und Geschäftsgebäude des Unternehmers und Stadtbrandmeisters Klaus-Daniel Ney in der Altstadt. 18 Mal rückte die unter anderem mit einem Defibrillator ausgestattete Notfallgruppe aus, um in Wiepenkathen und im Stadtgebiet Patienten mit einem Herzinfarkt oder anderen kardiologischen und internistischen Problemen zu versorgen. Damit kommt die Wehr auf 3027 Einsatzstunden. Mit Übungsdiensten und Veranstaltungen leisteten die Brandschützer 24 380 Stunden ehrenamtliche Arbeit.
Zusammen mit den 32 Jugendlichen in der Jugendfeuerwehr, den 16 Kindern in der Kinderfeuerwehr und den 12 Mitgliedern der Alters- und Ehrenabteilung engagieren sich 144 Menschen in der Freiwilligen Feuerwehr Wiepenkathen. Gemeinsam mit 250 Gästen konnten sie im April 2018 im Schützenfestzelt den 90. Geburtstag der Feuerwehr feiern. Auch eine Delegation der Partnerfeuerwehr aus Krümmel in Mecklenburg-Vorpommern nahm an der Veranstaltung teil. Den festlichen Rahmen nutzte Bürgermeisterin Silvia Nieber (SPD), um der Feuerwehr das neue Tanklöschfahrzeug TLF 3000 offiziell zu übergeben. Kostenpunkt: knapp 350 000 Euro. Der Neuzugang ersetzt ein 30 Jahre altes Vorgängermodell, das zu Ausbildungszwecken von der Kreisfeuerwehr übernommen wird. Der Kreisfeuerwehrverbandstag im Wiepenkathener Feuerwehrhaus, die Gründung der Kinderfeuerwehr und ein Tag der offenen Tür rundeten die Feiern zum 90. Geburtstag ab.
„Jeder Einzelne trägt dazu bei, dass der Betrieb Feuerwehr funktioniert“, sagte Ortsbrandmeister Jörg Bastian. Er dankte den Partnern und Arbeitgebern der Einsatzkräfte, die lange Abwesenheiten – spontan und zu ungewöhnlichen Zeiten – erdulden müssten. Stades Bürgermeisterin Silvia Nieber (SPD) sprach von einer „eindrucksvollen Bilanz“. Die Einsatzkräfte hätten viele Gefahren von den Bürgern und ihrem Hab und Gut abwenden können. „Ohne Ihre freiwilligen Aktivitäten ginge vieles nicht“, brachte es die Verwaltungschefin auf den Punkt. „Sie sind die wahren Helden des Alltags.“ Mit Sorge müsse sie zur Kenntnis nehmen, dass Feuerwehrleute während ihrer Arbeit attackiert werden. Jüngst schossen Passanten in der Neujahrsnacht im Altländer Viertel Böller und Raketen auf Einsatzkräfte der Freiwilligen Feuerwehr Stade (Zug I), die zu einem Müllcontainer-Brand angerückt waren. Erst mit massiver Unterstützung der Polizei konnten die Feuerwehrleute den Brand löschen. „Das kann nicht sein“, sagte Silvia Nieber. In solchen Fällen werde die Stadt Strafantrag stellen. Das Ordnungsamt kümmere sich um die Abwicklung, die persönlichen Daten der Einsatzkräfte – wie Adressen – sollten nicht an die Täter gelangen.
Der Vorsitzende des Ausschusses für Feuerschutz, Sicherheit und Verkehr, Bernd Pensing (SPD), dankte den Feuerwehrleuten für ihr ehrenamtliches Engagement, das einen Verzicht auf Freizeit mit sich bringe. Die Feuerwehr vermittle Technisches Können, Teamgeist, Verlässlichkeit und Umweltbewusstsein. Kinder- und Jugendfeuerwehr seien sinnvolle Freizeitaktivitäten. Das Klima beim Feuerschutz stimme fraktionsübergreifend. „Investitionen in die Freiwilligen Feuerwehren lohne sich“, sagte Bernd Pensing. Da seien sich alle Ratsmitglieder einig. „Wir werden euch auch weiterhin unterstützen“, versprach Ortsbürgermeister und Ratsherr Horst Deede (UBLS). Er lud die Kinderfeuerwehr zum Eis essen ein.
„Ich bin froh, dass die Freiwilligen Feuerwehren in Stade so gut ausgebildet und ausgestattet sind“, sagte Stadtbrandmeister Klaus-Daniel Ney. Das Großfeuer im Oktober erlebte er als betroffener Gebäudeeigentümer aus einem ungewohnten Blickwinkel. Dass der Brand rasch eingedämmt werden konnte, sei „eine tolle Leistung“, betonte der Unternehmer: „Ihr habt schnell und effektiv gearbeitet.“ Die Wiepenkathener Feuerwehr könnte auf „ein sehr gelungenes Jahr“ zurückblicken.
Aus Wolfsburg war der langjährige Wiepenkathener Pastor, Notfallseelsorger und Feuerwehr-Gruppenführer Christian Berndt bei der Jahreshauptversammlung zu Besuch. Er war im Herbst als Superintendent in die Autostadt gewechselt. Die Kameraden haben ihn am Freitagabend offiziell verabschiedet. Seit 2000 engagierte er sich bei den Brandschützern – zuletzt auch als Gruppenführer und Mitglied im Ortskommando. „Du warst damit mehr als unser Pastor. Du bist ein Feuerwehrkamerad und guter Freund geworden“, sagte Ortsbrandmeister Jörg Bastian. Sowohl von kirchlicher Seite als auch als Fachberater beim Kreisfeuerwehrverband war Christian Berndt in den vergangenen Jahren maßgeblich am Aufbau des Notfallseelsorge-Netzwerks im Land- und Kirchenkreis Stade beteiligt. „Du hast hier Großartiges geleistet“, sagte der Ortsbrandmeister.
Auf eigenen Wunsch in die Altersabteilung und damit in den „Feuerwehrruhestand“ gewechselt sind zwei Urgesteine der Wiepenkathener Feuerwehr – beide inzwischen 62 Jahre alt: Claus Deede ist seit 47 Jahren Feuerwehrmitglied. Er war 1992 maßgeblich an der Gründung der Jugendfeuerwehr beteiligt und zwischenzeitlich als Betreuer und stellvertretender Jugendwart tätig. Von 1979 bis 2003, also knapp 25 Jahre, kümmerte er sich als Gerätewart um Fahrzeuge und technische Geräte. „Eine besondere Fähigkeit von dir ist das Bäume fällen: Kein Baum fiel so akkurat auf den Millimeter genau wie bei dir“, sagte Ortsbrandmeister Jörg Bastian. Mit Peter Bösch wechselt der Kassenwart der Feuerwehr in die Altersabteilung. Er ist 1978 in die Feuerwehr eingetreten. Seit 1979 – und damit stolze 40 Jahre – war er für die Kasse zuständig: 21 Jahre als Stellvertreter und inzwischen als Kassenwart. Von 1986 bis 1996 war er Gerätewart, von 1980 bis 2000 saß er im Festausschuss der Feuerwehr. Peter Bösch hat hinter den Kulissen mit dafür gesorgt, dass die Feuerwehr ihr heutiges Domizil an der Alten Dorfstraße 112 beziehen konnte. Zwei Wochen lang war er sogar Ortsbrandmeister – auf der Theaterbühne des Schützenvereins. Mit stehenden Ovationen und Doppelgängern aus Luftballons bedankten sich die Feuerwehrkameraden bei Claus Deede und Peter Bösch für ihr Jahrzehnte währendes Engagement.

Bildimpressionen von der Veranstaltung

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