Traditionsübung an der Wiesenstraße
STADE. Rauch dringt aus dem Gebäude der Landwirtschaftsschule an der Wiesenstraße. Die Brandmeldeanlage löst aus. Die Schüler versammeln sich auf den Balkonen. Wenige Hundert Meter entfernt kollidieren zwei Autos, eines liegt auf der Seite. Die Insassen sind schwer verletzt und eingeklemmt. Über mangelnde Arbeit konnten sich die 160 Freiwilligen nicht beschweren. Am gestrigen Donnerstagabend richteten die Stader Feuerwehren ihre traditionelle Großübung aus. Seit Jahrzehnten erinnern die Stader Feuerwehren mit einer öffentlichen Übung am Donnerstag nach Pfingsten an den großen Stadtbrand von 1659, bei dem weite Teile der Stader Innenstadt durch ein Feuer vernichtet wurden. In diesem Jahr jährt sich die verheerende Feuersbrunst zum 360. Mal. Diesmal rücken die ehrenamtlichen Einsatzkräfte zur ehemaligen Landfrauenschule und heutigen Fachschule für Hauswirtschaft (Berufsbildende Schulen III) in der Wiesenstraße aus. Im Einsatz sind die Ortsfeuerwehren Stade (Zug I und Zug II), Bützfleth, Hagen und Wiepenkathen. Auch die Jugendabteilungen – die Kinder- und die Jugendfeuerwehr – beteiligen sich an der Übung und stellen die Statisten. Die Johanniter-Unfallhilfe aus Stade ist zur Unterstützung mit Notfallsanitätern und einem Rettungswagen vor Ort. Um 19.14 Uhr löst die Feuerwehr- und Rettungsleitstelle den Alarm aus. Dutzende Feuerwehrfahrzeuge sausen mit Blaulicht und Martinshorn ins Stadtzentrum. Vor dem Schulgebäude bringen die Feuerwehrleute die Drehleitern in Stellung. In den Körben holen sie die Jugendlichen vom Balkon und hieven sie sicher ins Freie. Freiwillige unter schwerem Atemschutz dringen derweil durch die Türen ins Innere des Backsteinbaus vor und rücken den Flammen zuleibe. Außerdem suchen sie das Gebäude nach bewusstlos gewordenen Menschen ab. Um auf ausreichend Löschwasser zurückgreifen zu können, müssen die Brandbekämpfer Hunderte Meter lange Schlauchleitungen verlegen. Derweil betreuen weitere Einsatzkräfte die Opfer des Verkehrsunfalls an der Kreuzung Wiesenstraße/Heckenweg. Zusammen mit den Notfallsanitätern der Johanniter befreien sie die Verletzten. Dabei setzen sie schweres hydraulisches Rettungsgerät ein. Schonend transportieren die Retter die Patienten mit speziellen Tragen, sogenannten Spineboards, bringen sie die Insassen zur Verletztensammelstelle. Von hier aus werden sie in den Rettungswagen gehoben. Im Ernstfall wären die Verletzten in Rettungswagen oder mit Rettungshubschraubern in die umliegenden Kliniken transportiert worden. Nach eineinhalb Stunden sind die Flammen gelöscht, die Schüler gerettet und auch die Unfallopfer befreit und versorgt. Stadtbrandmeister Klaus-Daniel Ney und Stades Ortsbrandmeister Stephan Woitera, der mit seinem Team die Übung ausgearbeitet hat, bedankt sich bei den 160 Feuerwehrleuten für ihren Einsatz. Nicht nur die Ehrenamtlichen erleben einen spannenden Abend. Auch die mehreren Hundert Schaulustigen – vor allem Familien mit Kindern sind erschienen – haben viel gesehen. Bei der Traditionsübung am Donnerstag nach Pfingsten präsentieren sich die Stader Feuerwehren den Bürgern – hautnah. Zugucken und Nachfragen ist bei dieser Veranstaltung ausdrücklich erwünscht.